Berichte

Libanon: „Traumatisiert warten sie auf ein besseres Leben”

Tamara reiste für 2 Wochen mit einem 24-7Team aus aller Welt in den Libanon und besuchte u.a. syrische Flüchtlingslager. Wie hat sie diese Zeit erlebt?

Tamara, wie waren die Zustände, was hast du angetroffen?
Menschen, die seit Jahren in Zelten leben, auf Teppichen oder dünnen Matratzen schlafen und ihr Essen – sofern sie welches haben – auf kleinen Kochherden zubereiten. WC-Anlagen gibt es nur wenige. Oft sind die Frauen mit den Kindern alleine, da die Männer – falls sie nicht im Krieg umkamen – einer Arbeit nachgehen. Die meisten Menschen sind traumatisiert und warten auf ein besseres Leben.

Du hast viele Geschichten gehört. Welche lässt dich nicht mehr los?
Wir waren mit einer Frau unterwegs, die in den Flüchtlingscamps Bildungsangebote für die Kinder ermöglicht, also Schulen gründet. An einem Ort lud uns ein 9-jähriges Mädchen namens Maream (Foto) zum Tee in ihr Zelt ein. Ich fragte die Mutter, ob ihre Kinder heute zur Schule gehen. „Nein, ich schicke meine Kinder nicht zur Schule, da wir bald nach Syrien zurückgehen“, antwortete sie. Später erfuhr ich, dass diese Familie schon seit zwei Jahren im Flüchtlingscamp ausharrt und nach Syrien zurück möchte. Leider ist dies nicht realistisch. Familien mit der gleichen Hoffnung haben wir viele angetroffen.

Inwiefern konntest du helfen?
Ich war mit dem medizinischen Team von 24-7 unterwegs, das die Notleidenden kostenlos behandelt. Während die Frauen – viele von ihnen Muslimas – auf ihre Untersuchung im Zelt warteten, haben wir ihnen angeboten, für sie zu beten. Alle haben das Angebot dankend angenommen. Die Hilfswerke, die vor Ort aktiv sind, geben ihnen zwar Nahrungsmittel und Hilfsgüter, aber nur wenige Menschen setzen sich mit ihnen hin und interessieren sich für sie.

Was war neben den Besuchen der Flüchtlingslager, sonst noch eure Aufgabe?
Da es eher schwierig ist, das Evangelium auf der Strasse zu erzählen, war Gebet und Fürbitte ein grosser Teil unseres Einsatzes. Nebst der Ermutigung von lokalen Kirchgemeinden, haben wir die biblischen Orte Tripoli, Byblos, Sidon und Tyrus besucht und für die Einwohner und das Land gebetet.

Gibt es etwas, das du uns zum Schluss noch mitteilen möchtest?
Wir waren oft mit den einheimischen Christen und dem 24-7 Team unterwegs und ich habe erlebt, mit welcher Leidenschaft und Hingabe sie Jesus nachfolgen. Diese Leidenschaft wünsche ich auch uns Christen hier im Westen. Mir wurde neu bewusst, dass diese Christen meine Glaubensgeschwister sind. Wir sind ein Leib, eine Familie. Es darf uns nicht egal sein, wie es ihnen geht.

Maream mit ihrem kleinen Bruder.